Fledermausforschung

Das Fledermaus-Zentrum Bad Segeberg und ForGen – Forensische Genetik und Rechtsmedizin am Institut für Hämatologie GmbH aus Hamburg wollen gemeinsam die Erbsubstanz subfossiler Fledermausknochen aus der Segeberger Kalkberghöhle untersuchen und minimal invasive Techniken zur Gewinnung genetischen Materials lebender Fledermäuse erproben.

Auch in der Fledermausforschung braucht man manchmal einfach die nötige Geduld, bis für eine spannende Fragestellung die richtige Untersuchungsmethode entwickelt wird. Im Falle der Knochenablagerungen im Höhlensystem der Segeberger Kalkberghöhle scheint die Zeit nun gekommen zu sein. Mit einem von Frau Dr. von Wurmb-Schwark, Herrn Dr. Modrow und weiteren KollegInnen entwickelten speziellen Multiplex-Assay könnte den wahrscheinlich viele hundert Jahre alten Fledermausknochen ein Teil ihrer geheimnisvollen Geschichte entlockt werden. Dazu werden ähnlich wie zur Analyse von Vaterschaftsfällen und Spuren beim Menschen nur geringste Mengen von Erbmaterial benötigt. Diese Methode erbringt nicht nur in der Kriminalistik erstaunliche Beweise, sondern könnte auch wertvolle Einblicke in die Vergangenheit des Fledermaus-Winterquartiers Segeberger Kalkberghöhle ermöglichen und wertvolle Hinweise für den Schutz streng geschützter Fledermausarten wie der Bechstein- oder der Teichfledermaus im Einzugsbereich der Segeberger Kalkberghöhle liefern.

Aber warum interessieren sich Spurenanalytiker aus dem Labor für Fledermäuse? „Als Schleswig-Holsteiner, gebürtiger Bad-Segeberger und Batman-Fan ist es etwas ganz Besonderes für mich, unsere rechtsmedizinisch-genetische Kompetenz für die Segeberger Fledermäuse einsetzen zu können“, sagt Dr. Jan-Hendrik Modrow, der Tierexperte von ForGen, der zusammen mit seiner Kollegin, Frau Dr. Nicole von Wurmb-Schwark, Leiterin des Hamburger Labors und der Segeberger Biologin Patricia Bulang vom Fledermaus-Zentrum die Geheimnisse rund um die Vorfahren der heute rund 25.000 in der Höhle überwinternden Fledermäuse erforschen möchte. Frau Bulang wird dazu im Rahmen ihrer weiteren Ausbildung als Biologin den Hauptteil der Arbeiten im Labor durchführen.

Neben dem subfossilen Knochenmaterial sollen auch die lebenden Fledermäuse  mit einem angepassten Assay ähnlich wie im Rahmen eines Massengentest zur Täteridentifizierung beim Menschen untersucht werden. Dabei dient das Sammeln von Speichel zur Gewinnung genetischen Materials mit einem speziellen  Wattestäbchen – ähnlich dem Mundschleimhautabstrich beim Menschen-  natürlich nicht der Strafverfolgung, sondern wird als harmlose, also nicht invasive Methode für populationsgenetische Untersuchungen bei den Fledermäusen etabliert.

Auf diese Weise können Vergangenheit und Gegenwart miteinander vergleichen werden.  Die für die Untersuchung nötigen Reagenzien, wie die spezifischen „Fledermaus-Primer“, ohne die die genetischen Analysen im Labor nicht durchgeführt werden können, werden durch einen Spender finanziert, der namentlich nicht genannt werden möchte.

„Ich bin begeistert von dem großen Engagement, das alle Beteiligten in dieses Vorhaben einbringen und sehe den ersten Ergebnissen voller Spannung entgegen“, freut sich Florian Gloza-Rausch, Ausstellungsleiter und wissenschaftlicher Geschäftsführer der Fledermaus-Zentrum GmbH.

Infos auch unter www.facebook.com/forgenhamburg/